Es näherte sich das Ende einer für mich bedeutungsvollen Zeit, einer außergewöhnlich gehaltvollen und unvergesslichen Phase meines Lebens, die vieles bewegt und verändert hat. Es waren jetzt noch zwei Tage zu beschreiten, die ersten Abschiede waren bereits vollzogen, doch ich wusste, dass Weitere folgen würden...
Es war Freitag morgens acht Uhr, Denise und ich erreichten die Aston Primary School in Abyta, um die Schüler zum Sportfest abzuholen. Wie jeden morgen, waren die Schüler noch am Singen und am Beten, headteacher Patrick war noch nicht da und techer Lauben musste mit seinen Schülern noch besprechen, welche Lieder später auf dem Sportfest gesungen werden. Und so mussten wir noch etwas geduldig sein und konnten schließlich gegen halb zehn Richtung Sportplatz starten:
Mit fast zweihundert Schülern liefen wir die rote sandige Straße entlang - es war ein langer und etwas beschwehrlicher Weg, so beschwehrlich wie der Abschied, der in wenigen Stunden folgen würde. Denise und ich versuchten die letzte gemeinsame Zeit mit den Schülen zu genießen...
Die Mädels aus meiner P6 stellten mir auf dem Weg noch viele Fragen und Fausta erzählte mir von ihren Zukunftswünschen. Sie würde gerne später einmal Model werden und zeigte mir gleich ihr Talent ;):
Fausta
Auf dem Sportplatz angekommen versammelte sich die gesamte Schule auf dem Rasen und es gab noch ein kleines Eröffnungsständchen:
Anschließend ging der Wettkampf auch schon los. Die Mädchen spielten Netball gegeneinander. Viele der Schülerinnen spielten in ihrer Schuluniform und hatten ihre rot-weiß-gestreiften Röcke noch an:
Es war ein enges Match zwischen den Klassen P6 und P7.
Zwischendurch kamen die Kleinen und waren fastziniert von meinem Fotoapparat. Sie konnten aufgrund der begrenzt Zeit am Vormittag leider nicht gegeneinander spielen. Dafür bekamen sie von uns Springseile und einen kleinen Ball und beschäftigten sich am Seitenrand des großen Platzes selbst mit den Spielgeräten.
Einige standen auch hinter dem Tor des Fussballfeldes und feuerten die Jungs beim Spiel an:
Zum Sportfest sind leider kaum Eltern oder Geschwister und Freunde der Schüler erschienen, wahrscheinlich, weil es Freitag vormittags war und Viele zu dieser Zeit noch arbeiten mussten oder selbst zur Schule gingen. Ein Elternpaar von Nichcholas aus der P6 war da und ich hatte ein sehr nettes Gespräch mit ihnen. Schön war auch, dass die Lehrer der Schule alle vor Ort waren und so saß ich eine ganze Weile auf der Picknickdecke der Lehrerinnen zusammen mit Denise und wir bekamen einen Maiskolben und Cassava, ein geröstete und gesalzene Wurzel gereicht.
Teacher Phiona (links) ist normalerweise immer ganz schick gekleidet mit Bluse, Rock und Highheels, doch heute hatte auch sie ihr Sportdress ausgepackt und kam in Jeans, Top und Turnschuhen. Daneben saß eine, ja man kann fast sagen Sportlehrerin mit Sonnenschirm, da es an diesem Tag wieder einmal sehr heiß war. Sie ist keine richtige Lehrerin, trainiert aber die Mädels an der Schule immer im Netball, spielt auch selbst mit und kümmert sich an der Schule um Tee und kleine Snacks für die Lehrer.
Bei den Jungs gab es ein spannendes Fussballspiel zwischen der Klasse P6 und der Klasse P5. Die meisten Schüler spielten Barfuss, doch vereinzelnd konnte man Spieler mit richtig guten Fussballschuehen sehen. Auch wenn die Familien nicht viel Geld haben, aber für Fussballschuhe wird gespart.
Hier seht ihr einen Fussballspieler aus der P7. Auch er verriet mir, dass er gerne ein Fussballprofi werden möchte.
Es ist schön zu sehen, dass auch diese Schüler Wünsche und Träume haben, die sie verfolgen. Mir bleibt hier nur die Hoffnung, die unsere Trennung begleitet, dass diese Schüler ein Leben haben werden frei von Leid, Schmerz und Elend, sondern ein Leben begleitet von Liebe, Zufiedenheit und Erfüllung...
Das Sportfest fand dann seine Krönung in der Siegerehrung. Alle Schüler versammelten sich unter einem Baum und Denise und ich verkündetetn die Sieger: Den 1. Platz im Netballwettkampf erlangten die Schülerinnen der P7 und beim Fussballspiel erreichte die P6 den 1. Platz. Für die Sieger gab es eine Urkunde und einen Schokoriegel für jeden, die anderen Schüler bekamen alle noch einen Schokobonbon.
Anschließend gab es die volle Dröhnung Abschied. Auf einmal kamen vereinzelnd die Schüler zu Denise und mir und überreichten uns Abschiedsgeschenke. Ich weiß, dass die Familie von Fausta eigentlich nicht viel Geld hat und doch kam sie schüchtern zu mir und überreichte mir ein Paar Ohrringe. Ich war so gerührt und wusste überhaupt nicht was ich sagen sollte. Auch teacher Phiona holte auf einmal für Denise und mich zwei Safarihüte hervor, mit den besten Grüßen von unserem headteacher Patrick. Dies war ein Moment voller Glücksgefühle und Traurigkeit zugleich.
Wir entschieden uns noch eine Weile auf dem Sportplatz zu bleiben und den Schülern bei ihrem großen Schulwettkampf noch etwas zuzusehen, denn sie hatten am Nachmittag noch einen Netball- und Fussballwettkampf gegen andere Schulen. So hatten wir noch einen Augenblick Zeit uns gedanklich auf den Rückweg vorzubereiten. Da die Schokobonobons nicht ganz für alle Schüler reichten, kam Denise die geniale Idee, dass wir einem Verkäufer seine ganze Scharle Nüsse abkaufen. Normalerweise ist so ein Verkäufer den ganzen Tag damit beschäftigt, seine Nüsse los zu werden, doch an diesem Tag hatte er schnell frei und die Schüler einen kleinen Mittagssnack.
Zum Schluss ging dann alles recht schnell. Es gab noch eine innige Umarmung, dann saßen wir schon winkend auf zwei Bodas, kämpfend mit den Tränen und schon sahen wir sie nur noch aus der Ferne...
Es waren diese Begegnungen in der Woche, die mein Herz schwerer schlagen ließen und die Stimmung etwas senkten. Es ist nicht so, dass ich diese Situation zum ersten Mal erlebte, Abschiede gehörten ja schon fast zum Alltag, doch es ist immer schwer "Goodbye" zu sagen.
So erging es mir dann schließlich auch am Samstag; Der letzte Tag mit den Kids im Malayaka-House.
Jessi hatte die tolle Idee an unserem letzten Tag ein Barbecue mit den Kids zu veranstalten. Und so halfen alle vom Malayaka-House mit einen schönesn letzten Tag in Uganda zu organisieren. Raul und Jessi besorgten Hänchen und Würstchen, Jule und Irene machten einen Kartoffelsalat, ich einen Nudelsalat und alle anderen kümmerten sich um die restlichen Besorgungen und die Organisation.
Denise und ich überlegten uns noch eine kleine Choreographie auf die Musik, die sich die älteren Mädels im Malayaka-House ausgesucht hatten, denn am Nachmittag sollte es noch einen Dance-Workshop geben und die Kleinen sollten an ihrer Acrobatik-Vorführung arbeiten. Doch bevor es mit dem Essen losging, fuhren Denise und ich noch mal schnell nach Entebbe Town, um uns von unserem Supermarktverkäufer, dem Inder und seiner Gehilfen zu verabschieden. Außerdem wollten wir noch unserem Bodafahrer Dixon tschüss sagen, der uns jedes Mal sicher durch Entebbe gefahren hat, sowie unserem Buchbinder bei dem wir unsere ganzen Schulmaterialen immer kopieren konnten.
Als wir zurückkamen ging es auch schon los mit dem köstlichen Essen:
Anschließend folgte unser Dance-Workshop. Denise und ich brachten den Mädels die Tanzschritte bei und ließen ihnen auch noch Freiraum, um ihre eigenen tänzerischen Fähigkeiten mit einzubringen.
Wir hatten eine Menge Spass zusammen und wir merkten schnell, dass die Mädels Talent hatten; Wie gesagt, den Afrikanern liegt der Ryhthmus einfach im Blut;).
Nach zwei Stunden war es dann auch endlich soweit. Alle saßen bereit, um die Tanzaufführung zu sehen.
Und alle warteten gespannt darauf, dass es losging.
Wir hatten etwas Schwierigkeiten mit der Musik, denn wir hatten leider keinen CD-Player, der mp3 Musik abspielen konnte und so mussten wir die Musik über Jessis Laptop abspielen, was leider etwas zu leise war. Aber nichtsdestotrotz hatten alle gute Stimmung und die Show konnte losgehen:
Im Anschluss an die Tanzaufführung gab es die Acrobatikvortsellung von den Kleinen, die Jule und Viona zusammen oganisiert und gestaltet haben.
Links seht ihr Viona und am Boden kniet Jule.
Die Kids waren total stolz darauf ihre Kür zu präsentieren;):
Es wurden Flieger geturnt und jeder wollte seine beste Übung zeigen:
CheChe
Lukas
Auch Atjen war ganz stolz darauf ihre Übung zu präsentieren. Sie kam nach der Aufführung zu mir und fragte mich, ob ich sie auch gesehen hätte;).
Sogar Salti vorwärts und rückwärts wurde geturnt:
Es war ein toller letzter Tag zusammen mit den Kindern, selbst der Kleinste aus dem Malayaka-House, Chesintas Sohn war in dem ganzen Trubel mit dabei:
Amina CheChe Sali
Auch Ismat, der eigentlich immer Monsta genannt wurde, hatte ich total in mein Herz
geschlossen, denn eigentlich trug er immer Mädchenkleider. Nur heute hatter er sich mal gekleidet wie ein richtiger Mann;). Isabella ist auch immer am straheln
und ein sehr neugieriges Mädchen.
und ein sehr neugieriges Mädchen.
Der Abend kam näher und wir hatten noch gut eine Stunde bis Dilia uns zum Flughafen fuhr. Dilia war die letzte Woche im Malayaka-House angekommen und ist sozusagen für Robert Ersatz. Sie kommt von der spanischen Organisation, die das Weißenhaus mit Spenden unterstützt und ist wie eine Mutter für die Kinder. Es war also irgendwie schon der richtige Zeitpunkt um jetzt zu gehen. Alles kam wieder in geführte Bahnen und so war es wohl der pefekte Zeitpunkt mein zweites zu Hause zu verlassen.
Und dennoch wurden in dieser letzten Stunde die Schritte schwerer. Die älteren Mädels warteten nur noch auf den Zeitpunkt, wo wir wirklich ins Auto steigen mussten und die Kleinen hatten sich schon ins Bett gelegt, waren aber alle noch hell wach. Schweren Herzens gingen Denise und ich noch ein letztes Mal in die Schlafzimmer um uns zu verabschieden. Viele fragten mich, wann ich denn wieder komme und einige wollten gleich mit mir nach Deutschland kommen. Auch meine kleine Hanna, die ich in dieser Zeit sehr lieb gewonnen hatte, stand in ihrem kleinen Bettchen und wollte eigentlich nicht, dass ich schon gehen. Jeder drückte uns noch mal feste und gab uns ein Abschiedsküsschen. Dieser Moment haute einen einfach um und so konnten die Tränen nicht zurückgehalten werden - und dann schlossen sich die Türen hinter uns.
Hanna
Vor dem Haus standen unsere Koffer gepackt und ruckzuck war der Jeep voll beladen mit dem Trupp der letzten Wochen, denn Jessi's Familie flog am gleichen Abend mit uns zurück nach Deutschland.
Gedanklich halb in Uganda und schon halb in Deutschland versuchte ich den Kontrast zwischen den beiden Welten zu bestreiten.
Wieder zurück in Deutschland dauerte es eine Weile, bis man sich wieder sortiert und eingelebt hat. Und noch oft erwischt man sich dabei, wie die hinterbliebenen Eindrücke aufleben und in den Erinnerungen versinken. Doch langsam gelingt es wieder nach vorne zu schauen und die wartenden Herausforderungen anzugehen.
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