Samstag, 23. Juli 2011

Jinja

Die letzte Woche in Entebbe stand uns nun bevor. Doch eh es zurück nach Deutschland ging, wollten wir noch etwas vom Land sehen und so entschieden wir uns für zwei Tage nach Jinja zu fahren, in die zweitgrößten Stadt Ugandas.  Das bedeutete allerdings, dass die Woche davor unsere letzte Unterrichtswoche an den Schulen war.  Es war eine sehr schöne, gleichzeitig aber auch eine sehr emotionale Woche. 

Als erstes hieß es: Abschied nehmen an der Early Learning School in Entebbe Town. In dieser Woche wurde in der letzten Sportstunde noch einmal die Slackline aufgespannt. Das war wie immer eines der Highlights für die Kids:


Die Erstklässler haben sich sogar zu richtigen Profis entwickelt. Zuerst dachte ich, ich sehe nicht richtig, aber da sprangen die ersten schon Rüchwärtssalti von der Slackline. 
In der "Art and Craft" Stunde haben wir dann unsere Kunstbilder, den Mountain Rwenzori, fertig gemalt und in der Klasse aufgehangen:


Alle Schüler waren so stolz auf ihr Kunstwerk und auch die P1 wollte unbedingt ein Klassenfoto mit ihren Bildern haben:


Zum Schluss habe ich jedem Kind aus meinen Klassen P1, P2 und P3 einen Bleistift zum Abschied geschenkt und die Klassenlehrerinnen haben jeweils noch 4 Spitzer für die Klasse bekommen, da ich gesehen habe, dass die Stifte sonst mit Rasierklingen gespitzt werden. 
Auch Denise hat sich von ihrer Klasse P4 mit Bleistiften und Spitzer für jedes Kind verabschiedet. Es war ein emotionaler Moment voller Traurigkeit und gleichzeitiger Freude. Die Kinderaugen leuchteten, die Gesichter strahlten und als Dankeschön für die tolle Zeit, bekam ich ein Ständchen von Jasmin gesungen und wurde mit Abschiedsbriefen und selbstgemalten Bildern überhäuft.  Dies sind Momente, die einen nicht loslassen und noch lange beschäftigen...


Es war auch nicht der letzte Abschied. Weiter ging es in Abyta an der Aston Primary School. In dieser letzten Woche war der Ausnahmezustand angesagt. Die Lehrerin der jüngeren Klasse fragte uns, ob wir nicht auch mal mit den Kleinen eine Sportstunde abhalten könnten. Denise und ich sagte natürlich nicht nein und schon hatten wir die ganze Bande auf der Slackline sitzen:
  

                                       
     
Danach ging es weiter mit einem Tierspiel in dem Elefanten, Affen, Krokodile, Spinnen etc. nachgeahmten werden sollten. Die Kids hatten dabei viel Spass und konnten nicht genug davon bekommen. Alle strömten auf mich zu, umringten mich und warteten auf die nächste Anweisung. Elefanten konnten sie besonders gut nachahmen:


Auf allen Vieren zu krabbeln und Spinnen zu imitieren lag den Schülern ebenfalls sehr gut:


Auch das Fliegen wie ein Vogel gehörte zu den Lieblingsbewegungen der Kinder:


Mit unseren Klassen der P6 und P7 planten und organisierten wir in der letzten Woche noch ein Sportfest für die ganze Schule, den "Aston Primary Sportsday for pupils, families and friends", sozusagen als Abschlussveranstaltung für unsere Zeit an der Schule in Uganda. Dafür schrieben wir noch Einladungen und stellten mit den Schülern einen Wettkampfplan auf. Es sollte ein Fest werden, an dem die Mädels Netball und die Jungs Football Klassenweise gegeneinander spielen und die Eltern ein paar kleine Snacks zum Sportplatz mitbringen. Wie sich aber schnell herausstellte, war es leider nicht möglich mit kleinen Snacks und Getränken zu rechnen, so wie es vielleicht hier in Deutschland möglich wäre, da dies einfach zu teuer für die Familien ist. 
Außerdem stellten Denise und ich jeweils mit unseren Klassen noch ein Buch fertig, indem die Schüler über das ugandische Leben, die Kultur, das Land, die Menschen und die Schule berichten. Dafür brachten wir den Schülern weiße Blätter, bunte Stifte und Pappkarton, Kleber und verschiedenen Fotos mit, um die jeweiligen Seiten in dem Buch zu gestalten. Es war schön zu sehen, wie die Schüler sich auf die Materialien stürzten und mit so viel Eifer und Freude dabei waren die Bücher zu gestalten. Insgesamt wurden zwei Bücher erstellt, eins für die Schüler in Deutschland und eins für sie selbst als Erinnerung. Selbst die Englischlehrerin Phiona war dabei und half eifrig mit die Bilder und Fotos auf den bunten Karton zu kleben:

teacher Phiona

Ich entdeckte in dieser Stunde welche Bedeutung weißes Papier für die Schüler hat. Die Kids haben sich nur so darum gerissen und so beschlossen Denise und ich unseren Schülern die restlichen weißen Blätter und die bunten Stifte zum Abschied zu schenken. Außerdem gab es für den ersten Abschied noch eine kleine Fotocollage von unserem Ausflug ins "Reptile Village":


Nach der Übergabe tummelten sich direkt alle Schüler um das Plakat herum und jeder suchte sich auf den Fotos. Die Collage wurde dann auch gleich im Schul-Office aufgehangen und auch die Lehrer freuten sich sehr über diese kleine Überraschung. Der zweite richtige Abschied folgte dann an dem besagten Sportfest nach unserem Ausflug in die Stadt Jinja.

Jinja

Jinja ist im Vergleich zu Kampala eine sehr schöne und saubere Stadt direkt am Nil gelegen. Denise und ich ließen den Tag gemütlich angehen und fuhren nach ein paar Erledigungen in Entebbe gegen 11 Uhr los. Jinja liegt etwa eineinhalb Stunden von Kampala entfernt und so waren wir am späten Nachmittag vor Ort.
Wir checkten zuerst im Backpacker Hostel ein, da wir uns dort abends noch mit Jule, Karina, die Amerikanerin und Irene, einer Spanierin, die in der letzten Woche ebenfalls im Malayaka-House angekommen war, nach ihrer Rafting-Tour trafen. 
Wir hatten uns aufgrund der Bilharziose-Gefahr im Nil gegen das Raften entschieden. Dafür genossen wir am Abend noch den Sunset-Cruise auf dem großen Fluss. 
Wir wurden von einem Bus mit einem super netten Trupp am Hostel abgeholt und zu unserem Schiff gebracht: 


Oben an Deck genossen wir die Wahnsinns Aussicht und ließen uns zwei Stunden mit leckerem Essen und erfrischenden Getränken verwöhnen.


Musik und nette Gespräche brachten uns in Stimmung und die gesamte Gruppe war einfach nur gut drauf:


Wir fuhren vorbei an den Quellen des Nils. Man muss sich das so vorstellen: Der Nil entspringt sozusagen aus dem Viktoria See. Es existiert keine echte "Quelle" aus der der Nil entspringt, sondern er ergibt sich selbst aus den Wassermassen des großen Viktoria Sees. Man kann allerdings überall solche kleinen und große Kreise auf der Wasseroberfläche sehen, die sich bewegen wie kleine Strudel:




Der Sunset-Cruise machte seinem Namen alle Ehre.



Auf der Boots-Tour lernten wir noch ein nettes dänisches Pärchen kennen und hatten eine Menge Spass zusammen. Zurück im Hostel trafen wir die anderen von der Rafting-Tour. Sie waren ziemlich müde und geschafft von dem Trip aber gleichzeitig auch total begeistert. Spontan entschieden wir uns an dem Abend mit den Rafting-Mädels in das Backpackers-Camp zu fahren, um dort das Video von dem Wild Water Raften auf dem Nil anzuschauen. Lustig war, dass wir dort auch unsere Crew vom Sunset-Cruise wieder trafen und einen netten Abend zusammen hatten. Als die andern zurück ins Hostel gingen, Denise und ich aber noch nicht müde waren, entschieden wir uns das Nachtleben in Afrika kennenzulernen und so gingen wir noch eine Runde tanzen. Es war ein richtig toller Tag.

Den nächsten Morgen ließen wir dann gemütlich angehen mit einem späten und leckerem Frühstück. Anschließend schauten wir uns die Wasserfälle am Nil an:



Am Ufer des Nils angekommen wurden wir gleich sehr nett von einem jungen Afrikaner empfangen und gefragt, ob wir nicht Lust hätten auf eine kleine Bootsfahrt zu den anderen Wasserfällen des Nils. Wir sagten gleich zu, trafen noch Jule und fuhren dann zu tritt los:



Jule erzählte uns, dass das auch die Wasserfälle waren, wo sie mit den Rafting-Booten runtergefahren sind.


Zwischendurch legten wir mit dem Boot an, stiegen aus und sahen wunderschöne Wasserfälle:


Kurz musste ich schlucken, als Jule erzählte, dass sie auch diesen Wasserfall mit ihrer Rafting-Crew hinunter stürzte. Kein Wunder, dass das Boot dann kentert und alle rausfliegen ;).


Jetzt ging es zum letzten Wasserfall. Wieder eine tolle Stelle um Fotos zu schießen:


Nach unserem Ausflug am Nil gingen wir ins Zentrum der Stadt, um uns Jinja ein wenig anzuschauen. Dort gab es einen großen Markt mit einer riesigen Abteilung an Obst und Gemüse: 


Aber auch Schuhe, Taschen und Kleider gab es in Hülle und Fülle. Wir kauften noch ein paar Souvenirs ein und dann ging es zurück nach Entebbe. 
Auf dem Rückweg hüpften wir mal wieder auf den Sitzen des Busses  hoch und runter, aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse, bis es einen lauten Knall gab und wir ein Auto schrammten. Wir waren fassungslos, als der Busfahrer nicht anhielt, sondern einfach weiter fuhr. Uns wurden dann gesagt, dass man das so macht in Uganda. Das wäre normal und nichts Neues.

Als wir spät in Entebbe ankamen war es stockfinster, da es keine Straßenlaternen gibt. Wir mussten noch eine Straße hoch laufen zur Boda-Station, da passierte es: Ich viel in ein tiefes schwarzes Loch. Zum Glück hatte ich keine schlimmeren Verletzungen, nur die Knie waren etwas aufgeschürft. In Entebbe gibt es an einigen Straßen seitlich gelegene schulterhohe Rinnen, die als Wasserabflüsse dienen. Wenn man da nicht aufpasst, ist man in der Finsternis schnell mal dort rein gefallen. Ich war auch leider nicht die Erste, der das passiert ist.

An der Boda-Station dann angekommen, wurden wir sicher ins Malayaka-House gebracht und schliefen dann auch relativ schnell ein.

Jetzt waren es noch 2 Tage bis zum Abflug. 2 Tage in welchen wir noch ganz viel Zeit mit unseren Schülern von der Abyata-Schule und mit den Kids vom Malayaka-House verbringen wollten. Irgendwie machte sich das Gefühl des Abschieds immer mehr breit und gleichzeitig schauderte es einen zu wissen, dass man die meisten, deren Weg man so lange begleitet hat, wahrscheinlich nie wieder sieht...

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